Erlebte Geschichte im Leistungskurs Geschichte und in der AG Schulgeschichte

Wie war das Leben im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit?

Herr Martin Narr berichtete den Schülern des Leistungskurses 11 und Schülern der AG Schulgeschichte aus seinen Erinnerungen – thematisiert hat er den berührenden Vortrag mit: „Meine Kindheit von 1944 bis 1949 – Lebenserinnerungen eines Zeitzeugen.“ Etliche Male während der Bombenangriffe auf Plauen ist er als Schüler der Mosenschule, aber auch aus der Wohnung der Familie, in den Luftschutzkeller evakuiert worden. Besonders in Erinnerung blieb ihm der Kohlenstaub, der durch den Schieber der Esse in die Kellerräume strömte – Dreiecksbaumwolltücher angefeuchtet sollten das Luftholen da erleichtern. Den Schülern hatte er eine Skizze davon zur Erklärung mitgebracht. Wegen Unbewohnbarkeit der Wohnung in der Kaiserstraße siedelte die Familie kurzzeitig nach Markneukirchen um. Nach der Rückkehr war das Überleben in einer zerstörten Umgebung nicht einfach. Auch die Aula des Lessing-Gymnasiums wurde getroffen, Zeitzeuge Herr Narr berichtete, dass diese abgestützt werden musste. Als Achtjähriger räumte er mit einer Schaufel den Schutt mit weg – Ziegel musste er mit aufschlichten, Holz und Kohlen wurden aus der Umgebung besorgt – auch da halfen die Kinder mit. Sein Vater war in Kriegsgefangenschaft und ein Drittel der Väter seiner 34 Mitschüler war im Krieg gefallen. Besonders den Winter von 1945/ 1946 hat Herr Narr als bitterkalt in Erinnerung, vor allem in seiner Bodenkammer bildeten sich Eisblumen am Fenster. Im Frühjahr und Sommer wurden überall Gemüse, Kartoffeln angebaut; alles ist verwertet worden: Kartoffelschalen getrocknet und als Kuchenmehl verarbeitet. Die Mütter arbeiteten für 67 Pfennig Stundenlohn zu Hause, um Blusen, Kragen und Textilien herzustellen. Am Wochenende fuhren die Mütter zum Hamstern nach Mecklenburg – um Kartoffeln und Mehl bei den Bauern gegen Wertgegenstände zu tauschen. Ein besonderes Erinnerungsstück ist für Herrn Narr ein Foto – ein Klassenfoto, auf dem er und viele Mitschüler barfuß im Sommer in der Schule waren. Sein Vater kam 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und besorgte ihm einen Gummiball aus Westberlin für den Straßenfußball. Anfangs war auch das Leben in der späteren DDR nicht einfach, Lebensmittelkarten gab es noch bis 1958 – blaue für Fleisch/ Wurst, gelbe für Molkereiwaren und rote Lebensmittelmarken für Gebäck. Nach den Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges hat der heute 86-jährige Herr Narr beim Sirenenton am Mittwochnachmittag immer noch ein ungutes Gefühl.

Wir bedanken uns beim Zeitzeugen Herrn Narr und wünschen ihm weiterhin bestmögliche Gesundheit und Energie für alle Dinge, die ihm Freude bereiten.

LK 11 Geschichte, AG Schulgeschichte

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